Tutorial: Jingle Bells
Weihnachtslieder auf dem Klavier zu spielen, bereitet unglaublich viel Freude! Nun ist ja schon allmählich Ende Oktober und üblicherweise fange ich in meinem Klavierunterricht so allmählich mit Weihnachtsliedern an. Schaue gerne auf meinem YouTube-Channel vorbei, auf dem täglich neue Lieder / Tutorials online gehen - und nun werden vermehrt Weihnachtslieder online gehen.
Gerade bei jungen Kindern ist das Spielen von Weihnachtsliedern mit sehr großer Motivation verbunden, weil sie wissen, dass sie sich selbst und auch ihrer Umgebung einfach viel Freude bereiten!
🎶 Jingle Bells – das fröhlichste Pferderennen der Musikgeschichte
Wenn heute im Dezember überall „Jingle Bells“ erklingt, denkt niemand an Rennpferde, Schnee und schnaubende Kutschen. Dabei war das Lied ursprünglich überhaupt kein Weihnachtslied – sondern ein Stück über Winter, Geschwindigkeit und Lebensfreude.
🐎 Ursprünglich kein Weihnachtslied
„Jingle Bells“ wurde 1857 von James Lord Pierpont (1822–1893) geschrieben, einem amerikanischen Komponisten aus Medford, Massachusetts.
Der ursprüngliche Titel lautete:
„The One Horse Open Sleigh“
Pierpont komponierte es nicht für Weihnachten, sondern für ein Thanksgiving-Konzert seiner Sonntagsschule. Das Lied feierte die Freude am Schlittenfahren – genauer gesagt an den Schlittenrennen, die damals in Neuengland sehr beliebt waren.
Warum das Lied nur in Amerika entstehen konnte
Um zu verstehen, warum so ein Lied überhaupt populär werden konnte, lohnt sich ein Blick auf die amerikanische Pferdekultur.
Mitte des 19. Jahrhunderts war das Pferd in den USA allgegenwärtig – in der Stadt, auf dem Land, im Alltag. Pferde waren Transportmittel, Freizeitspaß und Symbol für Freiheit.
In vielen Regionen gehörte das Wettrennen mit Pferdeschlitten zum winterlichen Alltag – besonders in Neuengland. Wer schneller war, hatte nicht nur Ruhm, sondern auch jede Menge Spaß.
In Deutschland wäre das undenkbar gewesen: Hier waren Pferde vor allem Arbeitstiere oder Statussymbole des Adels. Ein Lied über eine Schlittenfahrt hätte keine breite Volkskultur getroffen.
Amerika dagegen war – und ist es in gewisser Weise bis heute, siehe Serien wie Yellowstone – ein Pferdeland, in dem Bewegung, Natur und Freiheit eng miteinander verknüpft sind.
So gesehen ist „Jingle Bells“ ein musikalisches Abbild dieses typisch amerikanischen Gefühls: den Wind im Gesicht, das Klingeln der Glöckchen und das Glück, einfach loszureiten.
🛷 Die Glöckchen – mehr als Deko
Die „jingle bells“ waren übrigens kein hübsches Accessoire, sondern ein Sicherheitsmerkmal.
Schlitten fuhren auf schneebedeckten Straßen nahezu lautlos – die Glöckchen am Pferdegeschirr warnten andere Verkehrsteilnehmer.
So entstand der berühmte Refrain:
„Oh, what fun it is to ride in a one-horse open sleigh!“
🏙 Streit um die Herkunft
Medford in Massachusetts gilt offiziell als Geburtsort des Liedes. Dort erinnert eine Gedenktafel an Pierponts Komposition in einer kleinen Taverne – angeblich inspiriert von den Schlittenrennen vor der Tür.
Allerdings beansprucht auch Savannah, Georgia, das Lied für sich, wo Pierpont später lebte. Bis heute streiten sich beide Städte ein wenig darum, wer „Jingle Bells“ wirklich hervorgebracht hat.
💰 Vom Winterlied zum Weihnachtsklassiker
Dass „Jingle Bells“ heute als Weihnachtslied gilt, ist reiner Zufall.
Es war einfach so eingängig und fröhlich, dass es im Winter überall gesungen wurde – auch an Weihnachten.
Als später Schallplattenfirmen und Radiosender das Lied aufgriffen, wurde es kommerziell vermarktet – und so begann die Karriere des fröhlichsten „Weihnachtslieds“, das nie ein Weihnachtslied war.
🌍 Kurioses & Wissenswertes
- 🚀 Erstes Lied im Weltall: 1965 spielten Astronauten Wally Schirra und Thomas Stafford „Jingle Bells“ mit einer Mundharmonika und Glöckchen als Scherz für die NASA.
- 🏛 Musikalisches Erbe: Pierpont war der Onkel des berühmten Bankiers J. P. Morgan – Musik und Geld lagen in dieser Familie also nah beieinander.
- 📜 Frei verwendbar: Das Lied ist gemeinfrei, weil der Komponist über 130 Jahre tot ist.
- 🎹 Musikalisch simpel, aber genial: Meist in G-Dur oder F-Dur, leicht spielbar, mit eingängiger Melodie – perfekt für Kinder, Chöre und natürlich Klavierschüler. 😉
🎄 Fazit
„Jingle Bells“ ist kein Weihnachtslied – sondern ein Lied über das amerikanische Lebensgefühl des 19. Jahrhunderts: den Spaß, sich in Bewegung zu setzen, das Pferd anzutreiben und die kalte Luft zu genießen.
Dass es irgendwann mit Weihnachten verknüpft wurde, war nur logisch – schließlich steht auch das Fest für Freude, Gemeinschaft und dieses ganz besondere Leuchten in der Winterluft.