Wie kann man ein Kind zum Üben auf dem Klavier motivieren?
Hallo liebe Eltern,
dein Kind lernt Klavierspielen – wie wunderbar! Aber Hand aufs Herz: Das Üben ist nicht immer leicht, oder? Keine Sorge, das geht fast allen so. Klavierüben ist eine Fähigkeit, die man erst lernen muss – genauso wie das Klavierspielen selbst. Aber mit ein bisschen Unterstützung von dir kann das Üben für dein Kind zu einer richtig schönen Erfahrung werden. Hier sind ein paar Tipps, die euch auf diesem Weg helfen können.
Aber ganz grundlegend ist: Dein Kind muss aus eigener Motivation, Klavier spielen lernen wollen! Wenn dies nicht der Fall ist, wenn die Motivation nicht intrinsischer Natur ist, dann wird es auf lange Sicht schwierig, das Kind zum Üben zu motivieren. Mal ein kleiner Erfahrungsbericht aus meiner langjährigen Unterrichtserfahrung: Viele Eltern haben in ihrer Kindheit versäumt, Klavier zu spielen und bereuen es zutiefst. Aufgrund dessen schicken sie IHR Kind dann zum Klavierunterricht in der Hoffnung, dass es das dann durchziehen wird!
Aber falsch gedacht - finde ich! Wenn Du in Deiner eigenen Kindheit versäumt hast, Klavier zu lernen oder es durchzuziehen, dann korrigiere bitte selbst Deinen vermeintlichen Fehltritt und fange einfach selber an, Klavier zu spielen! Bitte zwinge Deinem Kind nicht Deinen versäumten Traum auf! Das mögen zwar harte Worte sein, aber hier ist auch ein positiver Lichtblick:
Wenn Du wieder anfängst, Klavier zu spielen und Dein Kind sieht, wieviel Freude es Dir bereitet, will es Dir das ganz sicherlich auch gleichtun!
So... Nun genug darüber geredet - hier sind meine Tipps, wenn Dein Kind aus eigener Motivation Klavierspielen lernen möchte und einfach Unterstützung benötigt:
1. Feste Übungszeiten – kleine Rituale, die Großes bewirken
Regelmäßigkeit ist das A und O. Ob morgens nach dem Frühstück oder nach den Hausaufgaben: Findet gemeinsam eine feste Zeit, die für euch gut passt. Und keine Sorge, es müssen keine stundenlangen Sessions sein! Schon 10 bis 20 Minuten pro Tag reichen völlig aus. Hauptsache, es wird zur Gewohnheit – wie Zähneputzen, nur viel schöner.
2. Ein Wohlfühlplatz zum Üben
Sorge dafür, dass der Übeplatz gemütlich ist. Ein gut eingestellter Klavierhocker, schönes Licht und vielleicht ein kleines Extra wie ein Lieblingsplüschtier in der Nähe können Wunder wirken. Auch kindgerechte Notenbücher mit bunten Illustrationen machen Lust aufs Spielen. Ich mache mir tatsächlich sogar die Mühe, für meine Schüler eigene, individuelle Klavierbücher nach Maß zu erstellen.
3. Erreichbare Ziele machen stolz
Setzt gemeinsam kleine Ziele, die gut zu schaffen sind. Vielleicht ist es eine knifflige Stelle im Lieblingslied oder das erste eigene Konzertstück. Solche Ziele geben Struktur und sorgen für echte Erfolgserlebnisse – und die machen einfach glücklich.
4. Loben, loben, loben!
Kinder lieben es, gelobt zu werden. In meinem Unterricht gibt es dafür Lobkarten, die sie für besondere Fortschritte bekommen. Wenn meine Schüler dann zehn oder mehr Lobkarten haben, erhalten sie sogar ein Geschenk von mir! Du könntest auch zu Hause ein kleines Belohnungssystem einführen – vielleicht Sticker, Punkte oder einfach mal ein Extra-Lob in Form eines Eis nach dem Üben. Wichtig ist: Feiere die kleinen Schritte!
5. Üben als Teil der Tagesaufgaben
Wenn dein Kind etwas Spannendes machen möchte – wie Computer spielen oder sich mit Freunden treffen –, könntest du eine kleine Regel einführen: Erst die Hausaufgaben und 10 bis 20 Minuten Klavier, dann Freizeit. Das hilft, das Üben ganz natürlich in den Tagesablauf zu integrieren.
6. Wunschlieder sind der Schlüssel
Kinder sind von Natur aus neugierig und haben ihren eigenen Geschmack. Warum also nicht die Stücke üben, die sie lieben? Frag dein Kind, welche Lieder es mag, und lass diese Wünsche in den Unterricht einfließen. Wunschlieder machen das Üben automatisch motivierender.
7. Große und kleine Konzerte
Ich veranstalte regelmäßig Schülerkonzerte, bei denen die Kinder zeigen können, was sie gelernt haben. Das macht nicht nur stolz, sondern gibt dem Üben auch einen klaren Zweck. Du könntest zu Hause kleine Familienkonzerte organisieren – mit Papa, Mama, Geschwistern oder Großeltern als Publikum.
8. Apps und Technik clever einsetzen
Musik-Apps oder Lernprogramme können das Üben auflockern. Sie bieten interaktive Übungen oder motivieren mit kleinen Belohnungen. Aber: Die Technik sollte nur ergänzend eingesetzt werden – das echte Instrument bleibt das Herzstück. Ich produziere für nahezu jedes Lied, das ich mit meinen Schülern durchgehe, YouTube-Tutorials in verschiedenen Geschwindigkeits-Graden. Auf diese Weise kann man rund um die Uhr darauf zugreifen und hat immer eine helfende Hand zur Seite.
9. Zeig Interesse und sei dabei
Deine Unterstützung ist unbezahlbar! Hör deinem Kind zu, wenn es übt, und zeig Begeisterung für seine Fortschritte. Gemeinsames Musikhören oder ein Besuch im Konzert können zusätzlich inspirieren. So merkt dein Kind: Meine Musik ist etwas Besonderes! Kinder lieben und brauchen Aufmerksamkeit. Der teuerste Unterricht, das beste Instrument und die beeindruckendsten Lieder bringen nur wenig, wenn Du als Elternteil Deinem Kind keine Aufmerksamkeit schenkst. Sitze daneben, ohne Handy, ohne zu telefonieren, ohne zu kritisieren - sei einfach da! Ich gebe meinen Schüler-Eltern oft Tipps, wie sie ihr Kind beim Üben unterstützen können.
10. Hab Geduld – und Freude am gemeinsamen Weg
Nicht jeder Tag wird perfekt laufen, und das ist völlig okay. Wichtig ist, dass du dein Kind ermutigst und kleine Rückschläge gelassen nimmst. Klavierspielen zu lernen ist ein Prozess – und mit deiner Geduld wird dein Kind über sich hinauswachsen.
Fazit
Klavierüben kann mit ein paar einfachen Tricks zu einem schönen, entspannten Teil des Tages werden. Deine Unterstützung, dein Lob und dein Interesse sind der Schlüssel, um dein Kind auf diesem Weg zu begleiten. So wird nicht nur das Klavierspielen ein Erfolg, sondern auch die gemeinsame Zeit, die ihr dabei verbringt.
Viel Freude beim Musizieren! 🎹